Letzter Einsatz: >Brandeinsatz - Brandmeldeanlage ausgelöst < am 28.03.2024 um 11:27 Uhr

Am 9. März 1941, also heute vor 80 Jahren, fand auf Einladung von Bürgermeister Franz Neuhaus im Gasthof Unger eine Bürgerversammlung statt. Ziel des Treffens war die Wiederbegründung der Voßwinkeler Feuerwehr. Denn der Krieg hatte die Aktivitäten der Löschgruppe fast zum Erliegen gebracht, so dass der Kreisführer für das Dorf eine schlagkräftige Wehr forderte. Viele junge Männer traten an diesem Nachmittag in die neue Wehr ein, einige Tage später auch der damals 15-jährige Josef Dünschede. Der engagierte Feuerwehrmann im Ruhestand erinnert sich:

„Mein Onkel Wilhelm Dünschede war in der Gründungsversammlung als Wehrführer bestimmt worden. Da nur wenige Jungen im Dorf waren, fehlten ihm am Ende noch zwei Leute. Er fragte seinen Lehrling Burkhard Kemper und mich, ob wir Lust hätten mitzumachen und wir sagten sofort zu. Voßwinkel hatte zu dieser Zeit eine Handdruckspritze, die total verkommen in der Ecke einer Scheune stand und mit Brettern zugenagelt war. Wir haben mit vereinten Kräften die Spritze wieder aufgemöbelt, das ging auch ganz gut, weil wir einige Handwerker in der Gruppe hatten. Meine erste Bewährungsprobe als Feuerwehrmann hatte ich beim Brand des Hauses von Clemens Zacharias, hier war ich sofort als Angriffstrupp eingesetzt. Weiter kann ich mich noch an das Feuer auf dem Anwesen von Karl Bürmann am Stakelberg erinnern, hier brannten die Scheune und der Viehstall. Und auch der Brand bei Cosack ist mir noch gut im Gedächtnis, denn dort wurden Patronenhülsen für die Flakgeschütze hergestellt“.

Die schlimmsten Einsätze für den jungen Voßwinkeler Feuerwehrmann waren allerdings im Mai 1943 bei der Möhnekatastrophe zu bewältigen. Josef Dünschede erinnert sich noch genau an die Nacht, als die Sperrmauer zerstört wurde, aber auch an die Aufräumungsarbeiten in den Tagen und Wochen danach: „In dieser Zeit musste die Feuerwehr jede Nacht eine Brandwache von zwei Mann stellen, um schnell bei Fliegerangriffen Alarm schlagen zu können. In der Nacht auf den 17. Mai 1943 war ich mit einem Freund zu diesem Dienst eingeteilt. Wir saßen auf einem Holzstoß und es war alles ruhig im Dorf. Plötzlich hörten wir ein Rauschen aus dem Ruhrtal, welches immer lauter wurde. Wir hatten nur ein Fahrrad dabei und sind dann zu zweit auf diesem Rad Richtung Ruhrwiesen gefahren, um nachzuschauen was passiert war. Wir kamen aber nur bis zum Echthauser Weg, da war schon alles voll mit Wasser. Der Wehrführer befahl uns bei der Rückkehr ins Dorf: ‚Weckt alle auf, wir treffen uns in einer Stunde im Tal‘. In den kommenden zwei Wochen sind wir dann in den Ruhrwiesen eingesetzt gewesen, meist zur Leichenbergung, denn Überlebende gab es hier nicht. Viele Menschen hingen tot an Bäumen oder in Stacheldrahtzäunen fest und mussten freigeschnitten werden. Ich erinnere mich noch an einen umgekippten Urlauberzug auf der Eisenbahnstrecke im Ohl, die Toten aus den Waggons wurden von uns geborgen und in die Scheune von Bauer Hauschulte gebracht“.

Viele spektakuläre Einsätze sind Unterbrandmeister Josef Dünschede noch heute im Gedächtnis, so der ausgedehnte Waldbrand am Weißen Sonntag 1969 im Gebiet oberhalb des Hasbachs.

Im Mai 1976 brannte es im Sägewerk Dünschede, im April 1981 wurde die Voßwinkeler Wehr zum Großbrand bei der Firma Neuhaus nach Bergheim alarmiert. Ein Scheunenbrand im Sommer 1983 vernichtete neben dem Gebäude auch die komplette Ernte des Landwirtschaftsbetriebes Bürmann in Bellingsen.

Für seinen langjährigen Feuerwehrdienst erhielt Josef Dünschede zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen.

Am 27. August 1985 wurde er in die Ehrenabteilung der Feuerwehr der Stadt Arnsberg übernommen. Trotz Ehrenabteilung: „Wenn die Sirene auf meinem naheliegenden Elternhaus an der Ecke Lilienstraße-Alscherstraße heult, denke ich immer ‚könnte ich nochmal dabei sein‘“, sagt Josef Dünschede. Man glaubt dem leidenschaftlichen Feuerwehrmann aus Voßwinkel diesen Wunsch aufs Wort.

Die Ehrung für 80 Jahre Mitgliedschaft in der Feuerwehr wird wegen der Corona-Beschränkungen später nachgeholt.

 

 

Quelle: Wolfgang Becker